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UKBB Kommunikation, 03.12.2020
Frühgeborene sollen während ihres Aufenthalts auf der Neonatologie einen besseren Schutz vor Spitalkeimen erhalten. Dr. med. Julia Bielicki vom Universitäts-Kinderspital beider Basel (UKBB) untersucht mit ihrem internationalen Forschungsteam eine neue Präventionsmassnahme, die alle Kinderspitäler der Welt möglichst einfach anwenden können. Dafür erhält das Projekt eine aussergewöhnliche Förderung im Rahmen des EU-Forschungs- und Innovationsprogramms Horizon 2020.
Heikle Keime haben hier nichts verloren: Für Frühchen sind funktionierende Präventionsmassnahmen besonders wichtig. (Bild: UKBB)
Ungefähr 10 Prozent aller Babys kommen zu früh auf die Welt. Viele dieser Frühchen starten auf einer neonatologischen Abteilung ins Leben und benötigen eine intensivmedizinische Betreuung. Typische Spitalkeime, wie sie trotz strenger Hygieneregeln in jeder neonatologischen Abteilung vorkommen können, stellen für kritisch kranke Frühchen ein bislang kaum zu vermeidendes Risiko dar. Ein interdisziplinäres Team von internationalen Forschenden untersucht darum neue Präventionsmassnahmen.
Die wissenschaftliche Leitung des Projekts NeoIPC (Neonatology-specific Infection Prevention and Control) übernimmt Dr. med. Julia Bielicki in einer Doppelrolle als Leiterin der Spitalhygiene am Universitäts-Kinderspital beider Basel (UKBB) und Senior Lecturer an der St George’s University in London.
«Ich bin zuversichtlich, dass wir mit den von uns entwickelten innovativen Ansätzen ein Forschungsprogramm umsetzen, das bei den teilnehmenden Abteilungen, Fachkräften und Familien eine grosse Akzeptanz haben wird. Nicht zuletzt werden wir Erkenntnisse schaffen, die nicht nur für Frühchen in Europa, sondern auch für kritisch kranke Neugeborene in Ländern der niedrigen und mittleren Einkommensgruppen wichtig sind», sagt die wissenschaftliche Leiterin, Dr. med. Julia Bielicki.
Konkret untersucht wird die Anwendung von Hautdesinfektinsmitteln, die Frühgeborenen auf neonatologischen Abteilungen regelmässig mit einem Tupfer auf dem ganzen Körper aufgetragen werden. Denn während es völlig normal und auch wichtig ist, dass die Haut von Neugeborenen nach der Geburt rasch von verschiedenen Bakterien besiedelt wird, haben sich Frühchen auf der Neonatologie immer wieder anfällig für die Besiedlung von Spitalkeimen auf der Haut gezeigt. Behandeln lässt sich dies jeweils nur schwierig, weil es sich bei Spitalkeimen häufig um antibiotikaresistente Bakterien handelt.
Das gross angelegte Projekt hat in einem kompetitiven Verfahren mit 15 Bewerbungen im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogrammsder Europäischen Union Horizon 2020 10 Millionen Euro erhalten. Am Projekt beteiligt sind zwölf Partner aus den Gebieten der Neonatologie, Infektiologie und Spitalhygiene, Implementationswissenschaft, Mikrobiologie, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie.
Wie in der Akutmedizin Keimübertragungen verhindert werden können, ist eine zentrale Frage der spitalhygienischen Forschung. Erstaunlich selten belegt ist jedoch die Wirksamkeit einzelner Präventionsmassnahmen, die auf neonatologischen Intensivstationen angewendet werden. Es fehlen zudem Untersuchungen, welche Faktoren im täglichen Betrieb womöglich eine konsequente Anwendung von festgelegten Massnahmen verhindern.
Dass die Forscherinnen und Forscher mit ihrem Projekt beide Lücken mit neuem Wissen füllen, dürfte mitunter ausschlaggebend dafür gewesen sein, warum die Gutachter dem Projekt den Zuschlag gegeben haben, obwohl die Ausschreibung nicht auf Kinder- und Jugendmedizin ausgerichtet war. «Es ist ungewöhnlich, dass unter diesen Voraussetzungen ein rein pädiatrisches Projekt gefördert wird. Ich freue mich daher sehr über die Möglichkeit, ein wichtiges Thema für eine besonders durch Infektionen gefährdete Patientengruppe zu untersuchen», so Bielicki.
Von den Gutachtern wird dem Projekt eine «grosse klinische Bedeutung» attestiert, die «zur Entwicklung evidenzbasierter, kostengünstiger und einfacher Präventionsansätze zur Reduzierung der resistenten bakteriellen Besiedlung auf neonatologischen Intensivstationen und der Sepsis bei Neugeborenen beitragen wird. Es wird auch erwartet, dass die Ergebnisse des Projekts wichtige gesellschaftliche Nutzen haben, beispielsweise eine allgemeine Verbesserung der Infektionsprävention in der Neonatologie und positive gesundheitsökonomische Auswirkungen.»
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